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Rauschen (reading feat. FatimaDjamila)

by Christopher Colossus & FatimaDjamila

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1.
Rauschen 15:14
Wir schreiben das Jahr des Krieges Das fünfte seit dem großen Beginn Länder sind verheert Häuser und Hoffnungen in Trümmer gelegt Mägen und Kaliber beinahe leer Und ich fürchte ernsthaft Die Menschen haben sich um ihr Leben gebracht Doch bleibt kurz bei mir Und ich erzähle euch meine Geschichte So lange mein Atem mich noch erzählen lässt Bevor das Ende uns erreicht Doch habt keine Angst Der Anfang und das Ende Wohnen seit jeher in uns Hörst du das Rauschen Es ist das Meer Das große Wasser Es ist ein widerspenstiges Wesen Unermüdlich greifen seine unzähligen Hände nach festem Halt Bohren sich seine Zähne in die altersschwache Küste Und doch zerbersten die Wellen stets aufs Neue Vom Festland entschieden zurückgewiesen All das kann ich beobachten Denn ich liege hier Auf der Höhe einer Düne Umgeben von Gras und von Nacht Über mir der onyxfarbene Himmel Von Diamanten besetzt Unter mir der Sand eines fernen Landes Der sich leise knirschend Den Konturen meines Körpers anpasst Sich anschmiegt Wie eine willige Geliebte Ist wohl meine letzte In diesem Leben Ein kaltes aber geschmeidiges Luder Vor mir sehe ich Die Weite Die Versuchung Die Rettung Das Verderben Ich höre das Rauschen Und ich weiß, es sind nicht die Wellen Es ist das Adrenalin Ist die zügellose Angst Es ist das Blut, das mich eilig verlässt Es sind die Gedanken, gejagt von der Zeit Es ist der Lärm, der vor der großen Stille tobt Und es ist die Ruhe Nach der letzten Schlacht Jetzt liege ich also hier Die Augen vor Entsetzen geweitet Das Selbst granatenzersplittert Und bin ahnungslos, ob es wirklich mein Blut ist, Das nass mein Haar verklebt Aber ich weiß, dass ich schwitze Weil ich so furchtbar friere Bin ein einziges Zittern Und über allem regiert dieses Rauschen Wie hatte es soweit kommen können? Noch vor kurzem war ich ein gewöhnlicher Mann, Der das Meer nur von Bildern kannte In das Leben wurde ich geworfen, um es zu lieben Oder von ihm verachtet zu werden Der Enge der Mietkaserne Dem saufenden Vater, der rackernden Mutter Und den acht Geschwistern entkommen Bezog ich in den Häuserschluchten der Stadt mein Revier Durchstreifte es Wie ein gewöhnlicher, räudiger Köter Mit Schwielen an den Händen und mickrigem Lohn verließ ich die Fabrik Und mit dem Geschmack von Tabak und Rosinen auf meiner Zunge Mit Staub und Pomade im Haar Mit einem als Lachen getarnten Zähnefletschen Begrüßte ich die Welt Abends legte ich meinen Kopf in den Schoß meiner Braut Oder auf das Eichenholz des nächstbesten Tresens Bei Gott, heute weiß ich, Ich war ein glücklicher Mann Und dann kam die Zeit, da sich die Straßen mit Menschen füllten Parolen erklangen aus heiseren Kehlen Männer standen sich unerbittlich vor den grauen Fassaden gegenüber Zahlreiche Fäuste beherrschten nun die Klaviatur des Mundes Man wollte sich wohlfeil die Fresse polieren Auch mein arbeitsmüdes Gesicht glühte vor Erregung Ich war ganz ein Kind meiner Zeit Bezog eine Seite Fand neue Freunde Und ein hehres Ziel, Für das es sich lohnte zu leben Und das größer war Als alle Freuden des Alltags Lustvoller als die wohlige Nacht mit der Braut Erfrischender als das Bier am Abend Reicher als die wenigen Moneten Und größer als Gott Doch der hatte mich da schon verlassen Nur wusste ich das noch nicht Sie versicherten mir mit ernster Miene Das Vaterland brauche mich Wie niemand sonst auf der Welt Und ich wollte es so gern glauben Aus dem räudigen Köter Wird die Zukunft einen Held machen So nahm mich mein Schicksal bei der Hand Und führte mich brav An die Front Die Welt hatte hier keine Fugen Selbst umkämpfte Grenzen verschwammen Wir hockten in Hütten und Gräben Kratzten Reste von Tellern aus Blech Und verloren langsam den Verstand Während die Angst sich ein Nest in unseren Herzen baute Ja, der Himmel stand so oft in Flammen Dass ich mich in der Hölle wähnte Wie passend erschien es Dass der Tod uns vielmals besuchte Fritze, Alwin und auch den Hermann Begruben wir Wie erschlagene Katzen im fremden Sand Wir waren alles Doch niemand ein Held Und jetzt krepiere ich langsam In dem großen Rauschen Doch kann ich es noch deutlich sehen Das Dorf am Horizont Dort, wo eben noch das Meer tobte Es war nur noch schwelende Knochen und Holz Denn wir haben getan, was zu tun war „Angriff“ lautete unsere Order Und schon bald der Befehl „Rückzug“ Da tauchte er auf aus Ruinen Junger Bursche, leichenblass Das Haar rotblond wie ein Feuer Grüne Augen, Der Mund schmal wie ein Nuttenstrich Gehörte er zu uns War er ein Feind Ich gestehe, Ich vermochte es nicht zu sagen Inmitten der Ruinen Am Ende der Welt und gottverlassen Grinst er mich an Dieses Lachen Nicht mehr als Ein Zähnefletschen Und ich schieße ihm fest in die Visage Nun liege ich hier Bin nichts als eine Lache Denn das Leben fließt aus mir heraus Und der Schmerz durchrast mich wie ein Zug Tausend Farben blitzen auf und doch ist nur dunkle Nacht Aber die Bilder vor meinen Augen, Sie lindern ein wenig meine Qualen Ich sehe sie Alle Meine Braut lockt mich lächelnd zu sich Kaltes Bier wartet schäumend Meine Mutter kocht mir heiße Stippe Sei ein Held Rufen sie mir zu Während Fahnen über uns wehen Aber ich weiß, es ist zu spät Die Brut der Angst ist geschlüpft Ich bin kein Soldat mehr und auch kein Mann Ich höre mich, Wie ich weine Schreie Rufe Und ich lache, Fletsche meine Zähne Doch Sie beißen nur noch auf Sand Ich weiß jetzt, es war Eine Invasion Der Lügen Und der Himmel Steht in Flammen Seht ihr nicht Ich fletsche noch einmal die Zähne Während diese Welt Während ein räudiger Hund zerbricht

about

The story "Rauschen" was written and read by FatimaDjamila. She was inspired by the record "Teeth Fletcher" by 100000 Tonnen Kruppstahl, in which Chris sings and plays guitar.

Chris added guitar sounds to FatimaDjamila's reading and used these sounds also in the mix of "Come Storm, Come Fire."

FatimaDjamila and Chris performed "Rauschen" live for the first time in November 2019 at trxxter in Berlin and will repeat it in the future - for example in June 2020 at the club "Tief" in Berlin. Stay tuned for further info!

credits

released February 27, 2020

license

all rights reserved

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about

Christopher Colossus Berlin, Germany

Drone metal noise rock congregation from Berlin.
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One guitar, a handful of old amps and their player Chris.

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